Paulo Coelho, der brasilianische Bestsellerautor, hat selbst ein so bewegtes Leben wie eine seiner berühmten Romangestalten. Und teilweise erzählt er es nach. TV-Journalist Cherno Jobatey wollte wissen, wie Paulo Coelho denn auf die Idee zum Roman „Veronika beschließt zu sterben“ kam? Coelho erzählte, dass er als junger Hippie durch die Welt zog, sich von vielen Drogen inspiriert dann als Theater- und Drehbuchautor versuchte. Seine sehr konservativen Eltern glaubten aber einfach nur, er sei verrückt. Sie ließen Paulo Coelho im heimischen Brasilien in eine psychiatrische Anstalt einweisen, in der er auch mit Elektroschocks behandelt wurde. Dem staunenden TV-Journalist Cherno Jobatey erklärte er, das genau diese Episode seines Lebens Grundlage jenes Bestsellers gewesen sei.
Paulo Coelho, ein Leben wie ein Roman
Paulo Coelho wurde 1947 im brasilianischen Rio de Janeiro geboren. Das bürgerliche Elternhaus, Vater Pedro Coelho war Ingenieur, prägte seine Kindheit. Paulo Coelho besuchte eineJesuitenschule, das St. Ignatius College, wo schon früh sein Talent auffiel, als er dort bei einem Schreibwettbewerb gewann. Schon früh musste sich Paolo Coelho gegen seinen Vater durchsetzen, der wollte, dass er in seine Fußstapfen träte, aber der junge Paolo begann an der Uni mit der Juristerei. Das Jurastudium hielt er aber nicht lange durch, denn es war die Zeit der Hippies,Woodstock prägte das Lebensgefühl. Und so trampte der junge Hippie Paolo Coelho 1970 los, getreu dem Motto des Doors-Sängers Jim Morrison „Wir wollen die Welt und wir wollen sie jetzt“ – ungefähr zwei Jahre war er unterwegs durch Amerika, das nördliche Afrika und natürlich Europa. Die damals üblichen Drogenexzesse inklusive. Aus dieser Zeit stammt Coelhos Faszination für das Spirituelle, als er auf seinem Weg von geheimen Gesellschaften und allerhand orientalischen Religionen lernte. Zurück im heimatlichen Rio de Janeiro fing Paulo Coelho mit literarischen Jobs an, arbeitete als Drehbuchautor sowie an Theatern. Natürlich fiel es ihm schwer, sich nach der langen Zeit unterwegs einzufügen, ins enge Leben des Brasilien der Militärdiktatur. Konflikte mit seinem katholisch-konservativen Elternhaus waren vorprogrammiert. Paulo Coelho s bohemienhafter Lebensstil mit Drogen, Schreiben und allem drum und dran ließen seine Eltern glauben, er sei verrückt, woraufhin sie ihn , wie schon gesagt, in die die psychiatrische Anstalt „Casa de Saúde Dr. Eiras“ einwiesen. In den frühen Siebzigern war Paolo Coelho politisch aktiv und schrieb für Untergrundzeitungen Texte. Coelho engagierte in der alternativen Bewegung “Sociedade Alternativa” war er aktiv und schrieb in dieser Zeit für den Musiker Raul Seixas Songtexte. Die Platten verkauften sich leider schlecht. Wegen ihres Engagements wurden beide 1974 vom Militärregime inhaftiert. In den darauffolgenden Jahren schrieb er mit verschiedenen Musikern fünfundsechzig Songs, die in Brasilien auch Hits wurden. In jener Zeit vertiefte Coelho sein Interesse an alternativen Lebensformen und Gedankenwelten. 1977 zog er nach London, um es als Schriftsteller zu schaffen. Als daraus nichts wurde, ging Paolo Coelho zurück nach Brasilien, arbeitete als Angestellter bei der Plattenfirma CBS. Dies sollte jedoch nicht lange andauern, Coelho kappte alle Taue, kündigte seinen Job, ließ sich scheiden.
Paulo Coelho war wieder unterwegs; unter anderem besuchte er in Deutschland das Konzentrationslager Dachau. Später erzählte er über diesen Tag, dort eine Vision gehabt zu haben von einem Mann, den er kurz darauf wirklich in Amsterdam traf. Dieser bekehrte ihn: er kehrte zurkatholischen Religion zurück und pilgerte den Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Die nächsten Jahre lebte Paulo Coelho zurückgezogen in einem alten Orden und studierte das Christentum. Sein Pilgern des Jakobswegs und seine Studien fanden ihren Weg in das Buch Auf dem Jakobsweg – Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela. 1988 dann ein ganz anderes Werk: Der Alchimist. Hier finden sich seine Erfahrungen und Studien der alternativen Lebensformen wieder. Ganze 900 Bücher wurden davon verkauft, der Verlag feuerte ihn. Aber Paolo Coelho gab nicht auf, fand einen neuen Verlag und zwei Jahre später, 1990 kam Brida heraus. Kritiker mochten es, und plötzlich war Paolo Coelho ein gefeierter Star, auch seine anderen beiden Bücher wurden zu Bestsellern.
Paolo Coelho wurde in der 90ern zum internationalen Superstar der literarischen Welt, als der amerikanische Verlag HarperCollins sich seiner annahm. Der Alchimist war ein Riesenerfolg und von Amerika aus eroberte er die Welt, in Frankreich wurde es sogar zum meist verkauften Buch des Jahres. 1994 dann: Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte, und gleich darauf noch der RomanDer fünfte Berg. Die UNESCO ernannte Paolo Coelho im gleichen Jahr für das Projekt „Convergences spirituelles et dialogues interculturels“ zum Sonderbeauftragten. Und der Mann des Wortes überzeugte mit seinen Reden.
In den 90ern war Paolo Coelho überhaupt sehr produktiv: Die Geschichten-Sammlung Handbuch des Kriegers des Lichts erschien 1995, drei Jahre später der Roman Veronika beschließt zu sterben. Lesetourneen führten ihn in jenen Jahren um die halbe Welt. Zur Jahrtausendwende dann sein fünfter Roman Der Dämon und Fräulein Prym gefolgt von Elf Minuten.
Über all dem Erfolg, all seine Romane wurden Bestseller und in 68 Sprachen übersetzt, hat Paolo Coelho aber nicht die dunklen Seiten vergessen: Viel Geld brachte er ein in seine Stiftung „Instituto Paulo Coelho“. Mit vierhunderttausend Dollar hilft Paolo Coelho jährlich den Bedürftigen, und fördert auch noch Übersetzungen brasilianischer Literatur in andere Sprachen. Am 21. September 2007 berief UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon Paolo Coelho zum Friedensbotschafter.