Cherno Jobatey lecturing St Gallen University

Wenn der Journalist zum Universitäts-Dozent wird
Seminar, Vorlesung & Vortrag an Universität und Hochschule

Es gibt Menschen, die finden den Weg in die universitäre Lehre über lange Karrieren, Fachpublikationen oder akademische Würden. Bei Cherno Jobatey begann alles auf der Straße, im Flugzeug, im Restaurant, in sozialen Medien. „Was geht da gerade in der Politik ab?“, Warum machen die das in Berlin?“, „Was passiert gerade in Amerika?“, Verstehen Sie unsere Wirtschaft noch, mal ehrlich?“ „Wie bringe ich meinen Kindern Politik näher?“ Fragen, die ihm Fremde und Fans immer wieder stellten. Irgendwann war klar: Die Rolle des Erklärers endet nicht mit der Kamera.

Bitte eines Professors

Den entscheidenden Anstoß ist ein Gespräch am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Professor Otto Altendorfer, selbst ein Veteran des akademischen Betriebs, fordert Cherno Jobatey auf, sein Wissen dorthin zu tragen, wo es am dringendsten gebraucht wird: in den Hörsaal. „Mehr Ehre für die Lehre“, heißt es im Land Humboldts. Aber wer bringt diese Ehre, also das Umsetzen des Gelernten in praktisch anwendbares, wenn nicht die, die den Maschinenraum von Politik, Wirtschaft und Medien von innen kennen?

Studenten fordern mit guten Argumenten

Wenige Monate später sitzt Cherno Jobatey bei den Medientagen Mittweida neben RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel vor Studentinnen und Studenten, die keine Autogramme wollen, sondern Haltung. Keine Floskeln! Es ist kein bequemes Podium. Die Studierenden fordern Substanz, Praxisnähe, Einblicke jenseits der Lehrbücher.

Gastdozenten prägten Cherno Jobateys Studienzeit

Und Cherno Jobatey muss sich eingestehen: Genau solche Stimmen haben ihn einst selbst geprägt. Seminare bei TV-Legende Hanns Joachim Friedrichs oder dem früheren US-Präsidentschaftskandidaten und langjährigen US-Senator George McGovern. Es waren die Gastdozenten in Seminaren, Vorlesung und Vortrag, die seine Horizonte verschoben, das Studium lebendig machten.

Praktiker wirken wie Turbolader für Universität

Als DAAD-Austauschstudent in Los Angeles, Begegnungen mit Noahm Chomsky oder Francis Fukuyama. Ein Jahr in der Welthauptstadt des Entertainments…  Ganz konsequent zieht es ihn, den Sohn einer Klavierlehrerin, den Musik schon früh prägte, neben dem Politikstudium, an das legendäre Konservatorium Musicians Institute.

In jeder freien Minute studiert Cherno Jobatey Musik und Entertainment Business. Nachhaltig inspirieren ihn Begegnungen mit Künstlern, genauer gesagt Dozenten in Seminaren, Vorlesung und Vortrag, wie Eddie van Halen, Joe PassGeorge Benson und Jeff Porcaro.

Am prägendsten für seinen weiteren Lebensweg ist neben der spirituellen Philosophie des Jazz-Innovators Stanley Clarke, die Rock-Legende Al Kooper, der Cherno Jobatey in einem Seminar erklärt, wie man Krisen nicht bekämpft, sondern spielt – wie eine Improvisation.

Theorie braucht Inspiration

Cherno Jobatey lässt durchscheinen, dass Politische Theorie, Wirtschaft, Journalismus und Musik – seit Kindertagen seine zweite Leidenschaft – mehr verbindet, als man denkt: Timing, Rhythmus, Improvisation.

Seine Erkenntnis nach all den Jahren? Lehre ist kein Pflichtfach, kein Abhaken im akademischen Betrieb. Seminar, Vorlesung und Vortrag sind Begegnung, Austausch, manchmal auch Reibung. „Lehre ist Geben und Nehmen“, sagt Cherno Jobatey. Und wenn er spricht, klingt das weniger nach einer Floskel, sondern nach der Haltung eines Mannes, der gelernt hat, dass Wissen nur dann lebendig bleibt, wenn man es teilt.

Universität fehlt Ansatz fürs Digitale Zeitalter

Wir denken und lehren in Seminar und Vorlesung immer noch zu sehr von der Schrift her, getreu dem alten Spruch: „Wer schreibt der bleibt!“ Wie wenig das heute noch die allein glückselig machende Formel und damit Handwerk, ist, konnte eine staunende Weltöffentlichkeit im 2024er US-Wahlkampf beobachten. Die universitär geschliffene und gelernte Staatsanwältin und spätere Senatorin ging einfach unter. Universitäten müssen sich diesen neuen Herausforderungen mit einem entsprechenden Angebot stellen.

Und am Ende zieht Cherno Jobatey eine Bilanz, die mehr nach Hiphop und Jazz klingt als nach Wissenschaft: Lehre ist keine Pflicht. Sie ist ein Solo, das nur im Zusammenspiel Sinn ergibt. Geben und Nehmen. Eine Jam-Session zwischen Generationen und gesellschaftlichen Gruppen.

Seit Jahren regelmäßige Lehre an Universität und Hochschule

Erleben kann und konnte man Cherno Jobatey in der Welt der Lehre, der Universität vielerorts: An der Universität Tübingen, der Universität St. Gallen, der TU München, der Freien Universität Berlin, der Universität der Künste Berlin, der Leuphana Universität, der Hochschule Mittweida, der Hochschule der Medien Stuttgart, der Hochschule der populären Künste oder der Universität des Saarlandes.