Johanna Wanka, Johnny Haeusler & Cherno Jobatey in UdLDigital Talkshow

Brauchen wir einen digitalen Bildungskodex?

Wie hat sich die Welt durch die Digitalisierung verändert! Sind wir darauf vorbereitet? Brauchen wir eine Anleitung für das digitale Zeitalter? Dazu diskutierten beim UdL Digital Talk Bundesministerin für Bildung und Forschung Johanna Wanka und Johnny Haeusler, Blogger der ersten Stunde und re:publica-Gründer.

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Die Bundesbildungsministerin sagte, dass wir gerade an einem Punkt angelangt seien, an dem sich im Schul- und Hochschulbereich vieles grundlegend ändere: So entstünden aktuell völlig neue Formate. Haeusler spitzte dies weiter zu: Die Schule, wie wir sie kennen, basiere auf der Annahme, dass wir nur hier Wissen anhäufen könnten. Das habe sich mittlerweile aber drastisch geändert: Wir könnten und müssten die ganze Zeit lernen – unser ganzes Leben lang. Aufgabe des Staates sei es deswegen, junge Menschen auf dieses Leben vorzubereiten. Wanka betonte, wie wichtig es sei, mit den neuen Instrumenten umgehen zu lernen. Das sei insbesondere in der Ausbildung von zentraler Bedeutung. Der Staat wolle deswegen in die Lehrerausbildung zusätzlich investieren: Laut eines Beschlusses mit den Länderministern sollen hierfür zusätzlich 500 Millionen Euro ausgegeben werden. Das Geld werde auf Antrag an einzelne Hochschulen vergeben, die Lehrer ausbilden, so Wanka. Haeusler stellte in diesem Zusammenhang die Frage, was Medienkompetenz eigentlich heiße? Es gehe nicht nur um Tools wie Smartboards, sondern vor allem um die Schulung im Umgang mit diesen. So etwa: Wo finde ich die Inhalte, die ich brauche? Die Vermittlung dieses Wissens könne man in jedem Unterrichtsfach integrieren, so Haeusler.
Laut Haeusler seien auch die Rahmenbedingungen zum Teil problematisch: Dazu zählte er die vielen Zwischenreformen, die Honorarfrage und den Anstellungsstatus, der deutschlandweit nicht einheitlich geregelt ist. Wanka erwiderte, dass PISA-E  (eine Studie mit 60.000 Schülern in ganz Deutschland) gezeigt hätte, dass Bundesländer trotz sehr unterschiedlicher Schulsysteme teilweise sehr gut abschneiden. Als Beispiel führte Wanka Bayern und Sachsen an. Laut Wanka wolle der Bund im Hochschulbereich zukünftig auf der einen Seite mitfinanzieren, auf der anderen Seite aber auch mitentscheiden und strategisch überlegen, welche Veränderungen es brauche. Auch für den Bildungsbereich sei dies denkbar, dazu müssten die Länder allerdings Kompetenzen abgeben. Angebote an Länder und Hochschulen existierten – bisher ohne Einigung. Es müsse eine gemeinsame Strategie gefunden werden. Haeusler hakte nach: Warum würden Lernziele festgelegt, nicht aber Lernbedingungen wie die Klassenstärke? Dies läge an der finanziellen Ausstattung der Länder, die wiederum von der ordinären Prioritätensetzung jeder Landesregierung abhänge, so Wanka.
Brauchen wir ein neues Bildungssystem? Diese Frage beantwortete Haeusler mit einem klarem “Ja”: die Kinder würden sich im Moment selber ausbilden. Wanka hingegen erwidert: “Es hat sich schon viel verändert und es muss sich auch noch viel verändern. Insbesondere, wenn es um Medienkompetenz geht.”