Steffen Seibert Julian Reichelt & Cherno Jobatey in UdLDigital Talkshow

Die Zukunft der politischen Kommunikation

Früher war alles einfacher, besser, schon immer. So auch bei der politischen Kommunikation. Zum Regieren brauche er, so meinte der damalige Kanzler Gerhard Schröder zu Beginn seiner ersten Amtszeit am Ende des vergangenen Jahrtausends, lediglich „Bild, BamS und Glotze“. Gilt das immer noch?  Regierungssprecher Steffen Seibert und der designierte Bild.de-Chef Julian Reichelt diskutieren unter der Leitung von Cherno Jobatey in der in der UdLDigital Talkshow.

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Die Veränderung begann eigentlich bereits zu Beginn der neunziger Jahre, konkret im Jahr 1995, als mit dem Börsengang der Firma Netscape das Mitmach-Internet für jeden einen gewaltigen Schub bekam. Viele unterschätzten die Bedeutung dieser technischen Revolution, wahrscheinlich weil die mediale Aufmerksamkeit der Eliten sich auf Ereignisse am Persischen Golf, in Nahost und auf dem Balkan richtete.

Richtig deutlich wurden die Veränderungen den meisten erst, als sich ein gutes Dutzend Jahre später ein politischer Nobody aus Illinois um das Präsidentenamt bewarb und tatsächlich gewann. Obamas Wahlkampf war fast schon unfair, denn mit Hilfe der technischen Moderne siegte er souverän.

Weltweit veränderte sich nach diesem Wahlkampf vieles in Sachen Kommunikation, auch hier in Deutschland. Und überall haben die Akteure Schwierigkeiten, sich mit den neuen Zeiten zu arrangieren. Seien es Politiker wie etwa Peer Steinbrück, die stolz bekannten, nicht zu twittern, aber auch Journalisten, die sich in der Bundespressekonferenz im März 2011 öffentlich darüber beschwerten, dass Regierungssprecher Seibert per Twitter kommuniziere.

Klar ist, dass sich etwas verändern muss, weil sich die Informationskultur der Gesellschaft ja auch gewandelt hat: Laut der täglich durch die GFK ermittelten Quoten, erreicht man weniger als die Hälfte der unter 50-jährigen via Öffentlich-rechtliches Fernsehen, also gerade jenen Kommunikationskanälen, in denen ein Großteil der Politik-Kommunikation im TV stattfindet. Von den unter 30-Jährigen ganz zu schweigen.

Auch lesen diese Bevölkerungsteile, insbesondere die unter 30-jährigen immer seltener Zeitung, sind aber online hoch aktiv, wie der Branchenverband BITKOM herausfand.

Wer sein Wahlvolk erreichen will, muss sein mediales Verhalten also ändern. Nur wie? Was braucht es?

Mediencharisma, kamerataugliches Lächeln, freche (kurze) Sprüche und eine geschickt verpackte Themensetzung? Muss man wie Obama alle digitalen Kanäle bespielen? Und was wird aus den traditionellen Formen politischer Kommunikation, also Reden halten, Denkschriften verfassen, Interviews geben, Hintergrundgespräche führen?