Digitalisierung der Arbeitswelt – Wie arbeiten wir morgen?

Gearbeitet werden kann überall! Dank der Digitalisierung müssen viele morgens nicht mehr ins Büro, um mit dem Tagwerk zu beginnen. Endlich können wir flexibler werkeln. Doch häufig führt das Überall-arbeiten-können und die ständige Erreichbarkeit zu ungewollten Nacht- und Wochenendschichten.

Wie geht unsere Gesellschaft mit der derzeit stattfindenden Entgrenzung der Arbeit um? Profitieren oder verlieren Arbeitnehmer durch die Digitalisierung des Arbeitsalltages?  Wie sollte oder müsste unsere Zukunft der Arbeit in diesen digital geprägten Zeiten aussehen? Thema für Reiner Hoffmann, den Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, und Holger Weiss, CEO bei aupeo.

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Neue Regeln des Arbeitens?

Die lange Geschichte der Arbeitskämpfe führte zur weitverbreiteten Erkenntnis: Gegen starke Arbeitgeber helfen nur gut organisierte Arbeitnehmer. Wie aber nun weiter? In Zeiten, in denen Arbeit oft über Plattformen organisiert wird, bekommt man den eigenen Arbeitgeber häufig nicht mehr zu greifen.

Bringt die Individualisierung auch im Arbeitsleben eine Abkehr von gemeinschaftlich vertretenen Interessen? Arbeitgeber müssen da genauso umdenken: Verlieren sie die Kontrolle über die Arbeit ihrer Angestellten?

Der Arbeitende

Wenn sich Arbeit verändert, wird es sehr schnell schwarz-weiß. Während die einen die Befreiung bejubeln, beschwören andere eine schleichende Renaissance des Manchester-Kapitalismus. Davon sind wir heute weit entfernt.

Aber wie kann man die Arbeit organisieren, wie lässt sich das hart erkämpfte Gleichgewicht erhalten? Wie kann auch weiterhin gesichert werden, dass Rücksicht auf die Interessen des jeweils anderen genommen wird? Oder ist das „Folklore” vergangener Zeiten?

Wie setzt sich Deutschland mit dem Phänomen des „Crowdworking”, also mit der Tatsache auseinander, dass die ganze Welt zur Konkurrenz geworden ist?

Wie ist es mit dem gerechten Lohn? Es gibt Plattformen, auf denen man seine Dienste gekoppelt mit einem Preisangebot abliefert. Skeptiker befürchten hier ein Einfallstor für Ausbeutung durch Selbstausbeutung.

Digitalisierung nimmt Einfluss auf jede Arbeit. So kommt es zweifellos zu einer Verdichtung der Arbeit: Immer mehr Aufgaben müssen in immer kürzerer Zeit erledigt werden. Wie werden die Abläufe da angepasst? Wie Regeln und Entlohnung gestalten?

Die Gewerkschaften

Auch Gewerkschaften müssen umdenken. Die neue Herausforderung sei die nächste industrielle Revolution 4.0.

Studien zufolge sind hierzulande bis zu 54% der Arbeitsplätze durch die Digitalisierung gefährdet – wohlgemerkt nicht nur der Industrie, sondern auch Jobs in Büros bei Banken und Versicherungen. Wer soll da entscheiden, wen es trifft? Ein Algorithmus? Chefs in fernen Ländern, etwa in Kalifornien oder Indien?

Wie ist es bei Konflikten? Ist es wirklich in Ordnung, wenn es für deutsche Mitarbeiter nur eine Schiedsstelle in Holland gibt, bei der man nur in englischer Sprache vorsprechen darf, wie es Uber seinen Fahrern zugemutet hat?

Ist ein Tariflohn ein Ding aus einer anderen Zeit? Irgendwie hat man den Eindruck, dass Amazon in dem schon lange anhaltenden Arbeitskampf das glauben könne.

Wie kann die steigende Zahl derer, die gar nicht mehr im Rahmen von Tarifverträgen arbeiten, also Soloselbständige mit Werksverträgen oder Freelancer durch Gewerkschaften vertreten werden? Wie können Gewerkschaften diese Arbeitnehmer überhaupt erreichen?

Gewerkschaften wissen viele hinter sich: 50 Prozent der Arbeitnehmer wünschen sich eine stärkere Beteiligung an wichtigen Unternehmensentscheidungen. Kann dazu auch die Digitalisierung einen Beitrag leisten? Welche Verfahren halten Sie für vielversprechend?

Weiterbildung

Beim Thema Digitalisierung kommt früher oder später immer das Thema Medienkompetenz auf. Aber Schule steht dabei nicht im Vordergrund. Welche Verantwortung haben Unternehmen für lebenslanges Lernen und digitale Weiterbildung?

Digitale Kompetenz ist für Arbeitnehmer so wichtig wie noch nie. Weiterbildung wird aber häufig auch als Drohung verstanden. Wäre eine Weiterbildungspflicht in diesen Zeiten immer schneller werdender Innovationszyklen nicht genau so wichtig wie die Schulpflicht?