Große Fragen, digitale Antworten: Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts

Was können Politik und Wirtschaft voneinander lernen, damit die Digitalisierung in Deutschland schneller voranschreitet? Welche digitalpolitischen Lösungen halten sie für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bereit? Das Thema der UdL Digital Talkshow mit SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und Laura Esnaola, Geschäftsführerin von care.com Europe und Cherno Jobatey im BASECAMP Berlin.

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Für mehr „privatwirtschaftliche Denke“ in der Politik plädierte die gebürtige Spanierin Laura Esnaola. Sie glaubt an Digitalisierung und ihr Transformationspotenzial für die Gesellschaft, wichtig sei aber eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Unternehmen, damit die richtigen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden können.
Lars Klingbeil findet: Gut ist, wenn Unternehmer und Unternehmerinnen in die Politik gehen, ganz sicher jedoch sollten die Parteien in der Politik nicht anfangen, wie ein Unternehmen zu denken. Allerdings gibt Klingbeil zu, dass der disruptive Charakter in der Politik häufig fehlt. „Vor allem beim Thema Digitalisierung musste man ganz vielen Kollegen erstmal die Angst nehmen vor dem, was da passiert, und dann waren wir noch immer nicht bei einer positiven Betrachtung“, erinnert sich der Digitalpolitiker.

„Think-Big“

Aber warum geht es in Deutschland mit der Digitalisierung langsamer als in anderen Ländern voran? Was ist dagegen zu tun? Laura Esnaola sieht in der innovationshemmenden Mentalität in Deutschland einen weiteren Grund für die schleppende Digitalisierung. Im Gegensatz dazu stehe beispielsweise China, wo sie selbst einige Zeit verbracht hat.
Für mehr Fortschritt sollte man das demokratische System hier nicht aufgeben, gleichzeitig müsse man aber einsehen, dass die meisten Innovationen aus China kämen und wir ihnen diese am Ende abkaufen müssen. In Deutschland sehe sie sich oft mit der Situation konfrontiert, eine Idee zu haben, doch diese anschließend nicht umsetzen zu können. Ein bisschen mehr „Think Big-Mentalität“ wie in China würde Deutschland guttun – in Berlin sei man da mit Blick auf die Tech-Hubs, Venture Capital und Visa-Erleichterungen schon in eine richtige Richtung gegangen.
Optimistischer ist Lars Klingbeil. „Klar könnte es schneller gehen“ – doch seine Prognose für die nächsten Jahre: „Wir werden schnell vorankommen.“ Mit dem Thema Künstliche Intelligenz, der Daten-Ethikkommission, die eingesetzt werden soll, und der Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt seien zumindest die Voraussetzungen geschaffen. Im Vergleich zum Digitalisierungsvorreiter China sei er aber froh darüber, kein politisches System zu haben, wo ein Leader vorgibt, wo es lang geht. „So wie das in China läuft, will ich das nicht. Die Herausforderung ist doch, innovativ zu sein, ohne gesellschaftspolitische Standards aufzugeben.“

Lars Klingbeil: „Europa ist die Antwort“

Trotzdem wollte es Cherno Jobatey noch einmal genauer wissen: Werden wir zwischen den beiden Großmächten der Digitalisierung, China und den USA, zerlegt? Etwas ernüchternd stimmt Klingbeil Jobatey zu: „Die Wahrheit ist, wir können uns in Deutschland noch so anstrengen, wir werden gegen diese Länder keine Chance haben.“
Antwort auf diese Situation biete einzig Europa. „Wenn wir es schaffen, Europa digitalpolitisch gut zu positionieren, dann haben wir eine Chance mit den USA und China mitzuhalten.“
In diesem Fall sieht die Geschäftsführerin von care.com Europe weniger schwarz. China habe nicht alles, was Deutschland hat, meint Laura Esnaola. „China hat die Masse, aber Deutschland hat die Qualität“, beschwichtigt sie. Vor allem im deutschen Mittelstand sieht sie großes Potenzial.