Die Corona-Krise zeigt, wo es klemmt. Wo müssen wir bei der Digitalisierung nachbessern? Brauchen wir neue Denkansätze, um einen wirklichen Sprung bei der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen? Das Thema der UdLDigital Talkshow mit Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitales und der Gründerin des Zahlungsdienstleisters Ratepay Miriam Wohlfarth und Cherno Jobatey im BASECAMP Berlin.
Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Unternehmen und Organisationen, die frühzeitig auf die Digitalisierung gesetzt haben, im Vorteil waren, da sie flexibler auf die Lockdown-Maßnahmen reagieren konnten. Sie hat aber auch bewiesen, dass vieles möglich ist, wenn es schlichtweg notwendig wird. In deutschen Unternehmen wechselte ein Großteil der Angestellten in kürzester Zeit ins Homeoffice und die Schulen und Universitäten stampften digitale Lernangebote aus dem Boden. Auch wenn dabei sicherlich noch längst nicht alles perfekt lief, wurde deutlich, es ist eine ganze Menge möglich, wenn das wirklich gewollt ist.
Umschalten im Kopf
Ein wichtiger Punkt in Bezug auf die Digitalisierung ist, wie Menschen Neuerungen gegenüberstehen. “Ich glaube, dass die Deutschen eher vorsichtig sind”, befand Miriam Wohlfarth. Die Angst vor dem Scheitern hemme jedoch Innovationen. Auch das grundsätzlich positive Ingenieursdenken, etwas sofort perfekt machen zu wollen, führe in der Digitalisierung nicht unbedingt zum Ziel. “Wir müssen schnell sein, Dinge jetzt verändern. Und können das im Vorhinein nicht immer bis ins Detail durchplanen.” Am Ende, so Wohlfarth, müsse man auch sagen können, “ok, das war ein Fehler und jetzt machen wir es richtig.” Dorothee Bär kritisiert zwar auch ein gewisses “Bedenkenträgertum”, sieht im hiesigen Umgang mit neuen Entwicklungen aber auch Stärken und stellt fest: “Wenn wir handeln müssen, dann können wir auch.”
Digitalministerium ist kein Allheilmittel
Neben der Einstellung gegenüber der Digitalisierung diskutierten Bär und Wohlfarth darüber, wie diese politisch gestaltet werden kann. Hinter Forderungen nach einem Digitalministerium verbirgt sich die grundsätzliche Herausforderung, das Querschnittsthema Digitalisierung in politischen Strukturen zu bearbeiten, die darauf nicht ausgerichtet sind. Regierung und Verwaltung sind fachlich gegliedert, der Staat als Ganzes föderal – mit Bund, Ländern und Kommunen. Kann das zusammen gehen?
Miriam Wohlfarth stört der Föderalismus. Sie wünscht sich ein Bundesdigitalministerium mit digitaler Bildung als oberster Priorität. Dorothee Bär glaubt hingegen, mit einem Digitalministerium sei es nicht getan. Aus ihrer Sicht muss der gesamte Staatsaufbau betrachtet werden. Aktuell identifiziert sie insbesondere regionale Befindlichkeiten als Hemmnis, glaubt aber, dass es auch im Föderalismus schneller gehen kann.