Franziska Giffey, Daniel Bialecki & Cherno Jobatey UdLDigital Talkshow

Zurück in die Zukunft: Wie digital leben wir nach Corona?“  

Corona wirbelt alles durcheinander, ist ein gigantischer Stresstest unserer Gesellschaft. Vieles hat sich atemberaubend schnell verändert, wir wurden mit einem Schlag sehr viel digitaler. Kommen wir durch die Digitalisierung zu besseren Lösungen? Wie nachhaltig werden diese sein? Das Thema der UdLDigital Talkshow mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, Daniel Bialecki, Chef der Lernplattform Scoyo und Cherno Jobatey im BASECAMP BERLIN

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Eine neue Balance oder alte Rollen?

Daniel Bialecki hat drei Kinder und beschreibt die aktuelle Situation zu Hause als “modernen Dreikampf”. Man pendle zwischen den drei Hs – Haushalt, Homeoffice und Homeschooling. Was die Rollenverteilung angehe, würde zu Hause alles geteilt, jetz sei es nur mehr. Auch bei Franziska Giffey zuhause werden alle Aufgaben geteilt. Gleichzeitig betont sie, dass die Herausforderungen mit kleineren Kindern aktuell größer seien als mit älteren.

Daniel Bialecki befürchtet dann auch keinen Rückfall in eine alte Rollenverteilung zwischen Frau und Mann. Aus seiner Perspektive bietet die gemeinsame Zeit zuhause die Chance für alle, mehr Verständnis füreinander und Achtung für das, was die anderen tun, zu entwickeln. Franziska Giffey unterstreicht, dass es mittlerweile Studien gebe, die klar belegen, “es gibt keinen Rollback in die 50er Jahre”. Dort wo es Ungleichheit gäbe, würde sie sich allerdings verstärken.

Auch wie gelehrt und gelernt wird, hat sich in den vergangenen Monaten stark verändert. Aus Sicht von Daniel Bialecki ist es auch für die Zukunft der richtige Ansatz, das Lernen in der Schule und das Lernen in der Familie gemeinsam zu denken, und “Silos aufzubrechen”. Es sei gut, wenn sich die gedankliche und räumliche Trennung zwischen dem Vormittag in der Schule und den Hausarbeiten am Nachmittag auflöse.

Auch Franziska Giffey will Familien und Schule stärker zusammendenken. Sie betont, dass Eltern dabei unterstützt werden müssten, ihren Kindern beim Lernen zu helfen, “denn viele Eltern können das nicht”. “Deshalb ist auch wichtig, dass es weiter ein gutes schulisches Angebot gibt”, so die Ministerin. Sie begrüßt zudem den Ansatz von Bialecki und Scoyo Bildungsangebote vom Kind her zu denken und sich dabei auch am Nutzen für den Alltag zu orientieren. Mit Blick auf die Zukunft fordert sie einen “Grundkonsens zur digitalen Bildung” zwischen den Bundesländern.

Bialecki fehlt dagegen die Vision der Politik für die digitale Zukunft, auf die dann alle zuarbeiten können. Skeptisch ist der Unternehmer auch, was den Föderalismus im Bildungssystem betrifft. Jedes Bundesland habe andere Vorstellungen und die Beharrungskräfte seien enorm. Er begrüße daher auch die Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass man die Bundesrepublik in Bezug auf digitale Bildung “ganz neu denken” müsse. Für Bialecki muss sich das System öffnen, flexibler werden und Schulen zu “spannenden und interessanten Lernorten werden, wo die Kinder gerne hingehen”.

Nicht zurückfallen, sondern vorangehen

Insgesamt befinden Giffey und Bialecki, dass Deutschland in der Pandemie digital vorangekommen sei. Es müsse aber weitergehen. “Wenn wir durch Corona gelernt haben, dass digitale Tools nicht unser Feind, sondern nützlich sind”, erklärt Bialecki, ist das ein wichtiger Schritt. Der angestoßene Prozess sei seiner Meinung nach auch nicht mehr umkehrbar, da durch die digitalen Möglichkeiten Menschen zusammengebracht und Kreativität freigesetzt wurde, die sich weiter Bahn brechen werde.

Giffey denkt da ähnlich und glaubt, dass viele Menschen in den vergangenen Monaten die Vorteile von Digitalisierung konkret erfahren konnten. Auch sie selbst genieße diese täglich in ihrer politischen Arbeit.