Digitales Arbeiten Zwischen Selbstverwirklichung & Ausbeutung

Dank Smartphones und Tablet PCs sind wir imstande, nicht mehr ausschließlich aus dem Büro sondern von jedem Ort der Erde zu arbeiten. Gerade Startups und junge digitale Unternehmen sprechen immer wieder von einer Unternehmenskultur, mit deren Hilfe es möglich ist, Mitarbeiter zu längeren Arbeitszeiten und höherer Leistung zu bewegen — auf freiwilliger Basis. Durch diese nach wie vor neue Konstellation stellt sich die Frage, wie sich Arbeit verändert. Werden wir ausgebeutet und dürfen nicht mehr abschalten? Oder aber haben wir so viel Spaß am Arbeiten, dass wir nicht abschalten wollen und müssen?
Sahra Wagenknecht, stellvertretende Vorsitzende der Partei Die Linke, und Gero Hesse, Saatkorn-Blogger und Gründer des Karriere-Netzwerks careerloft diskutierten darüber mit Cherno Jobatey.

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Es war sogleich Wagenknecht, die die Risiken der neuen Arbeitswelt hervorhob: “Ich finde es problematisch, wenn Menschen in einem Abhängigkeitsverhältnis gezwungen sind, rund um die Uhr, also auch nach Feierabend und an den Wochenenden, verfügbar zu sein.” Eben das macht die Digitalisierung möglich. In dem Punkt waren sich beide Diskutanten einig. Hesse aber sieht diesen Umstand anders: “Das ist nur dann ein Problem, wenn ich als Arbeitnehmer zu wenig Eigenverantwortung und Selbstdisziplin habe und mein Leben von Arbeit bestimmen lasse.” Wagenknecht konnte dieses Argument kontern: “Menschen, die sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befinden, haben selten die Möglichkeit zu sagen, dass sie am Abend oder am Wochenende mal frei haben wollen.” Hesse betonte, dass das Internet auch bei der Wahl des Arbeitgebers zu viel mehr Transparenz geführt habe. Bewerber wüssten schon vor dem Eintritt in ein Unternehmen, was und welche Arbeitsbedingungen sie erwarten.
Eine These war Wagenknecht eminent wichtig: Sämtliche Studien und Statistiken der letzten Jahre deuten darauf hin, dass mehr gearbeitet wird. Sie selbst hält eine 35 Stunden-Woche für angemessen und sinnvoll.