Cherno Jobatey & Katarzyna „Kasia“ Mol-Wolf UdLDigital Talkshow

Wieviel Analoges braucht die digitale Welt heute noch?

Digitalisierung verändert seit Jahrzehnten bestehende Berufsbilder, auch die Arbeit der Politiker. Doch wieviel Analoges braucht die digitale Welt heute noch? Das Thema für den Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus, und die Unternehmerin Kasia Mol-Wolf in der UdLDigital Talkshow. Beide sind sich einig: Es geht nicht mehr ohne die sozialen Medien. Doch die bringen auch Gefahren mit sich.

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“Bild, BamS und Glotze und dann hab ich das Volk erreicht – das ist nicht mehr so”, sagt der Vorsitzende der CDU/CSU Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus. Dank Plattformen wie Instagram und Facebook müssten die Politiker nicht mehr darauf warten, in Talkshows oder zu Pressegesprächen eingeladen zu werden. Wenn man die Menschen erreichen will, dann muss man da rein”, lautet sein Urteil. Noch befände sich die Politik allerdings ganz am Anfang.

Social Media sind kommunikative Chance

Ähnlich sieht das die Herausgeberin und Verlegerin des Frauenmagazins “Emotion“, Kasia Mol-Wolf. „Politik könnte digitale Plattformen mehr nutzen“, betont sie. Die Unternehmerin hat vor zehn Jahren ihren eigenen Verlag “Inspiring Network” gegründet, zu dem auch Emotion gehört. Inzwischen macht der Digitalauftritt des Magazins etwa 30 Prozent des Geschäfts aus. Obwohl sie sich damals für ein Print-Magazin entschied – worauf Moderator Cherno Jobatey mehrmals hinwies – fürchtet sie die Digitalisierung nicht. Stattdessen sieht sie diese lieber als Chance an.

“Vor zehn Jahren hat eine Werbung im Fernsehen mindestens 100.000 Euro gekostet. Jetzt können wir seit ein, zwei Jahren über Instagram und Facebook schon sehr für 1.000 Euro viel bewegen.”

So fühle sie sich “ebenbürtig zu einem großen Verlag”. Doch geschenkt sei die Aufmerksamkeit der Leser nicht. Denn nur wer authentisch ist, erreiche sein Publikum. Zu ihrer Arbeit zähle auch der “echte Dialog mit Lesern”. Selbst wenn es etwas später sei, sollten alle Nachrichten auf den sozialen Plattformen ernst genommen werden.

Etwas anders sieht das Ralf Brinkhaus, der sich über die Jahre hinweg ein inzwischen dickes Fell zugelegt habe. Das brauche er auch: “Wenn Sie abends in einer Talk-Show waren, können Sie davon ausgehen, dass alles zwischen 23 Uhr und 8 Uhr morgens in der Regel schwierig ist“. Trotzdem arbeite er sich mit seinen Mitarbeitern durch sämtliche Nachrichten der “Hater”, wie Brinkhaus sie nennt. Dass die Hürde, dem Abgeordneten des eigenen Wahlkreises zu schreiben, niedriger geworden ist, habe aber auch Vorteile. Die Kommunikation findet fast nur noch digital statt, wir bekommen viel mehr Nachrichten”, erläutert er.

Digitalisierung hilft Gründerinnen mit Kindern

Einig sind sich die beiden Diskussionspartner allerdings in einem anderen Punkt: Die Digitalisierung kann vor allem Frauen nutzen. Mol-Wolf, die gerade ihr zweites Kind erwartet, erleichtere beispielsweise Home-Office die Kinderbetreuung massiv. Trotzdem fordert Jobatey sie dazu auf, sich etwas von Brinkhaus als Politiker direkt vor ihrer Nase zu wünschen. „Mutterschutz für Gründerinnen“, lange überlegen musste die Unternehmerin wohl nicht. Schließlich sei der fehlende Mutterschutz als Selbstständige für viele Frauen ein riesiges Hemmnis, zu gründen. Brinkhaus versprach vor versammeltem Publikum sich das Thema zu merken.

Nur digital geht es nicht

Guttun würde Brinkhaus zufolge auch manchmal eine Pause von der digitalen Welt. “Man muss aufpassen, dass man nicht Tourist im eigenen Leben wird”, warnt er. Wer ständig nur über den nächsten Post nachdenke, nehme nicht mehr wirklich am eigenen Leben teil. Deshalb rät er zum Mut, sich manchmal nicht sofort zu äußern und die Dinge sacken zu lassen. “Es ist auch gut für die Politik, wenn man einfach Mal Sachen liegen lässt und nicht sofort Erklärungen und eine Antwort hat”, sagt er.

Letztlich sind sich die Print-Liebhaberin und der Politiker einig: Es geht nicht nur digital. So spricht sich der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU dafür aus, ständig den Kontakt mit den Menschen zu suchen. “Es wäre für mich eine Horrorvorstellung, hier in Berlin zu sitzen und mit meinem Wahlkreis nur noch digital zu kommunizieren“, sagt er. Mol-Wolf stimmt dem zu. Auf Veranstaltungen ließe es sich immer noch am besten vernetzen. Schließlich kam Brinkhaus zu dem Schluss: “Ich bleibe Analog-Fan.”