Thomas Heilmann Manfred Hart & Cherno Jobatey in UdLDigital Talkshow

Muss Politik mehr in Slogans denken?

Muss Politikvermittlung neu gedacht werden, um neue Zielgruppen zu erschließen? Müssen Aussagen knackiger werden und in Slogans erfolgen? Darüber diskutierten beim UdL Digital Talk Thomas Heilmann, Berliner Senator für Justiz und Verbraucherschutz sowie ehemaliger Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Scholz & Friends, und Manfred Hart, Chefredakteur von bild.de unter der Moderation von Cherno Jobatey.

 

 

Deutschland leidet an Politikverdrossenheit — als augenscheinlichster Indikator wird die stetig sinkende Wahlbeteiligungen aufgeführt. Eine Ursache ist sicherlich, dass politische Sachverhalte oftmals so komplex sind, dass viele Bürger schlichtweg nicht verstehen, worum es im Kern geht. Wie aber lassen sich politische Themen an den Bürger bringen? Kann es gelingen, indem mehr in Slogans kommuniziert wird?

Einigkeit herrschte unter beiden Diskutanten darin, dass die Vermittlung politischer Inhalte elementar sei. Aber: Wer ist hier in der Pflicht? Ist es nur die Politik, oder sind es nicht auch die Medien? Diese Frage gewinnt gerade im Hinblick auf die sozialen Medien und die Art und Weise, wie sie Kommunikation verändern, ganz neue Bedeutung.

Heilmann erläuterte, dass sich Politik– was die Vermittlung angeht – nicht verändert habe, sondern die Ansprüche der Wähler nunmehr andere seien. Dies resultiere zum einen daraus, dass klassische Wählerlager, die sich an klar definierten politischen Haltungen orientieren, immer mehr aufweichen. Zum anderen daraus, dass sich klassische Kommunikationswege  und -strukturen verändern. Durch die Wahl – etwa der Piratenpartei – sende der Wähler entsprechende Veränderungsimpulse an die Politik.

Aber reagiert diese auch darauf? Der Zwischenstand falle nicht besonders positiv aus, so Heilmann. Die Welt sei komplexer geworden, Fragen schwieriger und Antworten uklarer. Die Trennlinie zwischen den politischen Lagern verlaufe nicht mehr so eindeutig wie etwa zu Zeiten des Kalten Krieges.

Es gäbe mehr zu bespielende Medien und mehr zu vermittelnde Themen. Ja – dies alles seien Ursachen der Probleme in der Vermittlung politischer Inhalte. Aber, so betonte Thomas Heilmann auch, der Wähler sei der Kunde der Politik und müsse mehr an die Hand genommen werden.

Manfred Hart stimmte zu: Der aktuelle Erfolg der Piratenpartei spiegele die Unzufriedenheit der Wähler mit der mangelnden Kommunikationsfähigkeit und Transparenz der etablierten Parteien wieder. Medien versuchten bereits ihre Rolle als Informationsvermittler wahrzunehmen, die Politik sei hier das schwächere Glied.

Wie aber lassen sich politische Themen an den Bürger bringen? Kann es gelingen, indem mehr in Slogans kommuniziert wird? Knackige Slogans seien nicht das Entscheidende, so Thomas Heilmann, sondern die Inhalte und die dahinterstehende Haltung: Durch Slogans allein ließe sich weder mehr Interesse an politischen Themen erzeugen, noch die Politikverdrossenheit mindern der Bevölkerung mindern.

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