Moderator Cherno Jobatey

Kopf-Kino für Kinder

Moderator Cherno Jobatey versucht, für’s Lesen zu begeistern

Kopf-Kino, so könnte man Vorlesen auch beschreiben. Aber dieses Kino ist leider nicht so populär und das möchte TV-Moderator Cherno Jobatey mit seinem Kopf-Kino für Kinder gerne ändern.

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Abgesehen  von Harry-Potter-Romanen, gehört Lesen nicht zu den Lieblingsaktivitäten von Kindern und Jugendlichen. Spielkonsolen, Internet und Fernsehen sind häufig angesagter. Darauf lässt eine Studie schließen: In 42 Prozent aller Familien mit Kindern unter zehn Jahren wird gar nicht oder nur unregelmäßig vorgelesen. Lediglich sechs Prozent aller Deutschen schauen täglich in ein Buch. Die Verfasser der sogenannten „IGLU-Studie“ stellen auch fest,  dass der Anteil der Nicht-Leser bis zum Ende der Sekundarstufe I drastisch ansteigt. Noch deutlicher ist der sogenannte „Leseknick“ beim „Lesebarometer“   der Bertelsmann-Stiftung. Im Klartext heißt das: Wer als Kind keine Bücher mag, wird sie auch im Erwachsenenalter nicht anrühren.

Wir alle werden nicht als Leseratten geboren

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Wir alle werden nicht als Leseratten geboren. So wie wir sprechen lernen, müssen wir auch ans Lesen herangeführt werden. Und Lesen, das lernt man wie vieles, durch Nachahmung. Man lauscht als Kind etwa seinen vorlesenden Eltern und fragt sich irgendwann, ob man das nicht auch alleine schafft: Gedruckte Buchstaben in lebendige Geschichten verwandeln. Wem nie vorgelesen wurde, der wird später einfach nie so gerne lesen, wahrscheinlich wird er es generell schwerer haben mit dem Entziffern von Texten.

Lesen ist Schlüsselfähigkeit unserer Wissensgesellschaft

Wir leben davon, dass wir gute Ideen haben, diese vermitteln und veredeln. Ohne Lesen hat man in der heutigen Industrie-Gesellschaft keine Chance mehr. Lesen ist vielleicht nicht alles, aber ohne Lesen ist ziemlich viel nichts.
Moderator Cherno Jobatey, der im Grundschulalter selbst mit Legasthenie zu kämpfen hatte, war im Laufe seines Journalistenlebens immer wieder mit der Tatsache konfrontiert worden, dass Analphabetismus keine Seltenheit ist. Hier in Deutschland nach Jahrhunderten der allgemeinen Schulpflicht wird der Anteil der Analphabeten an der Gesamtbevölkerung auf 4% geschätzt. Aber 4% von 80 Millionen sind keine kleine Zahl, wenn man sich vorstellt, dass das bedeutet, dass auch heute in jeder Klasse mit 25 Grundschulkindern eines von Lehrern unbemerkt „durchs Rost“ fällt.

Erfolgsrezept: Lesen, lesen, lesen

Cherno Jobatey liest mit Dritt-KlässlernFernseh-Nasen werden ja immer  angesprochen, gerade von Jüngeren. Gefragt wird dann auch immer wieder nach Erfolgsrezepten, was einen weiter bringen könnte, am besten ins Fernsehen. Cherno Jobatey’s Antwort ist dann immer ähnlich: Lesen, lesen, lesen und das am besten reichlich! Beim Gegenüber löst das aber nicht nur keine Begeisterung aus, sondern immer häufiger Enttäuschung: Lesen gilt als „uncool“, der Leser vielleicht als nicht Manns genug.

Lesen beginnt mit dem Erlebnis des Vorlesen

Beim Nachfragen ist dann durchzuhören, dass man halt nicht lese, das noch nie getan habe, nicht mal als jüngeres Kind Märchenbücher. Nein, und vorgelesen habe auch keiner. Diese deprimierende Tatsache hakte sich in Cherno Jobateys Hinterkopf fest.
Als er dann mal bei einer UNICEF-Veranstaltung Kinder fragte, wem denn gestern vorgelesen worden wäre, meldeten sich keine zwanzig Prozent. Auf die Nachfrage, „Vielleicht in dieser Woche“, wurde es auch nicht viel mehr. So entstand die Idee, etwas gegen diesen Missstand zu tun: Cherno Jobateys Schlüssel zum Lesen war seine Mutter, die Klein-Cherno und seinen Geschwistern täglich vorlas, dazu „fremd-klingende wilde“ Märchen aus der afrikanischen Heimat seines Vaters.

Vorlesen ist Kino im Kopf

Vorlesen ist viel mehr als Worte. Der Vorleser und der Hörende gehen eine Verbindung ein, erleben gemeinsam eine Geschichte, die ja eigentlich nicht da ist. Es entsteht ein Film, der aber in der Phantasie jedes einzelnen anders aussieht. Es ist Kino, aber Kino im Kopf. Wer das mal erlebt hat, wird darauf nicht mehr verzichten wollen.
Lesen ist darüber hinaus eine Schlüsselqualifikation fürs Leben. Lesen ist lernen, verstehen, wissen. Und die Eintrittskarte zu all dem ist – Vorlesen. Deshalb will Jobatey die Kleinen natürlich auch für das Lesen als solches begeistern, denn Geschichten regen Fantasie und Empathie an.

Kopf-Kino für Kinder

Cherno Jobatey und Bundespräsident Horst Köhler Die Idee Kopf-Kino für Kinder war geboren.
Cherno Jobatey liest vor, in Schulen, Indianerzelten, auf Bahnhöfen oder auch schon mal bei McDonald’s. Überall wird dann der mentale Projektor angeworfen für das Kopf-Kino für Kinder. Irgendwann werden die Augen größer, selbst das unruhigste Kind hört irgendwann zu.
Aus eigener Erfahrung weiß Fernsehmoderator Cherno Jobatey: Wer erst einmal den Kinoprojektor im Kopf anwirft, bekommt Hunger auf mehr Geschichten.

Diese Idee wurde von Bundespräsident Horst Köhler gewürdigt und ausgezeichnet als Ausgewählter Ort im Land der Ideen.