Seminarziel
Das WIE ist bei Kommunikation genauso entscheidend wie das WAS! Ein weit verbreiteter Fehler: Mit erstaunlicher Konsequenz wird ignoriert, dass Produkte oder Dienstleistungen nur bei wirksamer Kommunikation an Märkten erfolgreich sein können. Konzentriert wird sich auf das Produkt, auf das WAS.
Wer Ideen, Dienstleistungen oder Produkte zu Markte tragen will, muss auch in digitalen Zeiten den entscheidenden Schritt direkt von Mensch zu Menschen gehen: per Kommunikation. Ideen müssen verkauft, neudeutsch „ge-pitcht“ werden. In einem Umfeld, in dem nahezu alles messbar ist, wird das WIE immer stärker zum Differentiator, zum entscheidenderen Faktor und ist womöglich ebenso wichtig wie das WAS.
Digitalisierung bewirkt Renaissance der Rhetorik
Während Musiker es noch relativ einfach haben, mit Tönen Stimmungen zu erzeugen, ist das für alle anderen wesentlich schwerer: Sie haben nur Wort und Inhalt. Daraus muss etwas entstehen, was nicht nur nachvollziehbar ist, sondern auch mitreißt.
Popmusik war die erste Kunst, die von der Digitalisierung radikal verändert wurde. Konzerte waren in analogen Zeiten oft Marketing fürs „eigentliche“ Produkt, den Tonträger. Heute jedoch ist es wieder wie vor der Erfindung der Klang-Konserve: Die Bühne ist für Musiker der wichtigste Faktor, um seine Kunst zu vermarkten, um also ganz schlicht Geld zu verdienen. Wie beim Fußball gilt: “Die Wahrheit liegt auf dem Platz!“
Diese Veränderung betrifft mittlerweile alle, die etwas zu Markte tragen. Denn „Märkte sind Konversationen“, und diese haben sich durch Digitalisierung verändert. Der Auftritt wird entscheidend. Und so erlebt das klassische Handwerk der Rhetorik, der Kunst, gut und überzeugend zu reden, eine wundersame Renaissance.
Das Seminar: Rhetorik
Planung: Klärung und Schärfung des Themas. Wie können Argumentationsstrategien ablaufen, wie bleibt man glaubwürdig? Wie kann man Bilder im Kopf entstehen lassen? Existieren Gefühlsargumente?
Zielbestimmung: Was soll ausgestrahlt werden? Boss, Experte oder vielleicht Erbsenzähler? Gute Anführer und Chefs sprechen eine einfache Sprache! Mit starken Bildern werden eindrucksvolle Geschichten erzählt, die dabei nicht von Komplexität strotzen sollen.
Klassische Stilmittel, die Werkzeuge der Rhetorik, werden erarbeitet, etwa: Alliteration, Anspielung, Allegorie, Adynaton, Correctio, Hyperbel, Metapher, Simile, Ellipse, Rhetorische Frage, Dreierregel, Inversion oder auch Stichomythie.
Theorie: Gutes Reden braucht auch einen theoretischen Unterbau: Das Beherrschen von Kommunikationstheorien sowie Erkenntnisse aus der Medienwirkungsforschung machen jedes Gespräch, jede Rede, jeden Auftritt besser. Also etwa: Vier-Seiten-Modell, Third-Person-Effekt, Reiz-Reaktions-Modell, Wissenskluft-Hypothese, Priming, Framing und natürlich das gute alte Sender-Empfänger-Modell.
Nie ohne Vorbereitung! Es ist ein Irrglaube, dass die besten Reden spontan sind.
Am Konservatorium Musicians Institute in Hollywood lernte ich in Performance-Klassen das Mantra: YOU HAVE TO OWN IT TO GIVE LIFE TO IT!
Und damit das auch wirklich klappt, wurden alle Studenten an das 5P-Programm der boot camps erinnert: PROPER PREPARATION PREVENTS POOR PERFORMANCE!
Man sollte Rednern die extrem gute Vorbereitung allerdings nicht unbedingt anmerken müssen. Sagt jemand danach, das sei ja toll runtererzählt, dann ist das das beste Lob.
Praktische Umsetzung der Rhetorik
Das Seminar arbeitet auch kleinteilig handfest und praktisch:
Es gilt die Kunst der Einleitung zu kennen. Erarbeitet werden Standard-Eröffnungen sowie einige Klassiker. Inhaltlich sollte immer ein Nutzen hervorgehoben werden.
Nie das Publikum vergessen, es immer im Auge behalten. Logische und emotionale Appelle an die Leute vor einem richten. Alles immer untermauern: Zitate und Zahlen in die Geschichte einbauen. Satzlänge, Klang, Rhythmus und Tempo variieren, um nicht monoton zu wirken.
Und: Mut zur Pause!
Zu guter Letzt: Gekonnt Schluss machen.
Nonverbale Kommunikation: Körpersprache, unser unterschätztes Werkzeug: Das Gesicht ist Botschafter! Die Stimme der Soundtrack! Dazu die ganze Palette von Mimik, Gestik und Posen. Nonverbale Fragezeichen oder Ausrufungszeichen? Erlernt wird, wie man die ganze Bandbreite der Grammatik durch Körperlichkeit ausdrückt. Egal ob man Anhänger der berühmten „55-38-7 Regel“ von Albert Mehrabia ist (Wirkung des Vortrages entsteht zu aus 55% Körpersprache, zu 38% aus Stimmklang und nur zu 7% aus dem Inhalt) oder andere Studien vorzieht, gemein ist allen, dass Worte allein nicht reichen.
Im Seminar wird viel mit Videoaufzeichnungen gearbeitet, so dass Erlerntes und Erarbeitetes sofort überprüft werden kann.
Das Seminar räumt Mythen aus dem Weg
Rhetorik, Auftritt und freie Rede sind ein Handwerk! Es ist erlernbar! Heißt aber auch: Man muss es trainieren! Skeptiker dieser Aussage sollten sich frühe Videos des damaligen Senators Obama anschauen, der sehr professoral daherkam. Richtig gut und anders wurde er erst im Präsidentenwahlkampf. Er hat bestimmt sehr hart gearbeitet. Sieht man ihn bei Auftritten nach seinem Präsidentenamt, etwa bei der Netflix-Letterman-Show, staunt man, wie langatmig er mittlerweile (wieder) redet.
Die Authentizität, die eigentümlicherweise immer wieder hochgepriesen wird, sollte man sich nicht wie einen Klotz ans Bein binden. Sie kann zur Falle werden. So wie PS von der Kurbelwelle mittels Technik auf die Straße gelangen, ist es auch bei der Kommunikation von Inhalten. Handwerk und Technik schlägt Intuition. Auch hier gilt die alte Einstein-Weisheit: Genie sind 80% Transpiration der Rest Inspiration!
Zu guter Letzt: Die GEHT ECHT ÜBERHAUPT NICHT-Liste:
Keine langen Sätze, keine Klischees, keine Schlagwörter, keine Passivkonstruktionen, keine Fremdwörter, keine schwachen Verben.
Wer das nicht glaubt, kann auch mit Tucholskys lustigen Ratschlägen für einen schlechten Redner arbeiten.